Stadtbäume können das Mikroklima erheblich beeinflussen. Sie sorgen nicht nur für eine ansprechende Atmosphäre, sondern helfen unter anderem dabei, die Effekte desKlimawandels zu mildern. Während sich Steine und Asphalt stark aufheizen, dienen Bäume als Schattenspender und Wasserspeicher und haben dadurch signifikanten Einfluss auf die oberflächennahe Lufttemperatur. Sie produzieren Sauerstoff, binden Feinstaub, reinigen die Luft und schlucken Schall. Hinzu kommt, dass versiegelte Oberflächen zu Überschwemmungen führen können. Bepflanzte Flächen hingegen bieten dem anfallenden Regenwasser die Möglichkeit, zu versickern und entlasten die Kanalisation.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, bei der Planung von Quartieren – ob im Neubau oder Bestand – Stadtbäume und Baumrigolen als bepflanzbaren Retentionsraum in das Regenwassermanagementkonzept zu integrieren. Nur so kann ein nachhaltiges und gesundes Stadtgrün gewährleistet werden. Stadtbäume müssen mit ohnehin schon schwierigen Lebensbedingungen zurechtkommen, denn um wachsen und gedeihen zu können, benötigen sie viel Wasser. Bisherige Bewässerungskonzepte, beispielsweise durch städtische Mitarbeiter*innen, verursachen indes nicht nur hohe Kosten (Fahrzeug, Kraftstoff, Wartung, Mitarbeiter*innenlöhne), es entstehen zudem unnötiger CO2-Ausstoß, Lärm und Verkehrshindernisse. Nicht zu vergessen, dass es immer schwieriger wird, Personal für solche Tätigkeiten zu finden. Blaue Infrastruktur hat zum Ziel, Regenwasser zurückzuhalten, statt abzuleiten. So kann es verdunsten und dadurch die Umgebung kühlen oder langsam versickern, Pflanzen wässern und zur Grundwasserneubildung beitragen. Warum also nicht anfallendes Regenwasser nutzen, statt kostbares Trinkwasser zur Bewässerung von Bäumen und Pflanzen zu verwenden?
Mit einem neuen Forschungsprojekt hat das Unternehmen ACO ein smartes Bewässerungssystem für Bäume entwickelt. Dieses digitale System sichert eine effiziente und nachhaltige Bewässerung von Stadtbäumen, indem es vollautomatisch und bedarfsgerecht, also mit so wenig Wasser wie nötig bewässert. Das erste öffentliche Projekt, das dieses neue System nutzt, wurde in Raalte/Niederlande umgesetzt. Dort wurden 12 Baumquartiere verbaut und bepflanzt, die vollautomatisch bewässert werden. Sie sind mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, um Daten über die Bodenfeuchte, den Wasserstand, die Temperatur, den Luftdruck und weitere Faktoren zu erhalten und so den Bedarf der heimischen Pflanzen und Bäume zu ermitteln. Ist es zu trocken und die Pflanzen brauchen Wasser, wird über Zuleitungen in einem eigens eingerichteten unterirdischen Technikraum die Wasserzufuhr individuell veranlasst. Bei Regen wird das anfallende Wasser über eine ästhetisch gestaltete Entwässerungsrinne aufgefangen und zu einem Speicherbecken weitergeleitet, wo es für trockene Perioden zwischengespeichert wird. Einmal eingerichtet, arbeitet das System komplett automatisch. Die Daten sind digital einsehbar und steuerbar. Das System funktioniert sowohl für Neuanpflanzungen als auch für Bestandsbäume.